Ein wunderbares Erlebnis zu Pferd - Wanderreiten

 

Reiten, Ausreiten, Wanderreiten, Treckingtouren zu Pferd, Überlandritte, mit dem Pferd in die Natur.

So oder ähnlich wird es immer wieder beschrieben.

Ein wunderbares Erlebnis zu Pferd. Und so viele Namen es dafür auch geben mag, so vielschichtig ist auch das, was sich der einzelne darunter vorstellt.

Ist nicht schon jeder Ausritt so ein kleines Stückchen Wanderritt.

Die einmaligen Erinnerungen die wir von unvergessenen Ritten behalten, stammen nicht unbedingt alle von den ganz großen Touren , die wir jemals mit unseren Vierbeinern unternommen haben.

Jetzt, wo die Laubwälder ihr herrlichstes Grün zeigen und die abgemähten Wiesen geradezu nach einem ausgiebigen Galopp verlangen. Da reift in vielen Reiterköpfen der Gedanke an den lange ersehnten großen Ritt…

Einfach den Alltag einmal hinter sich lassen und gemeinsam mit seinem Pferd eintauchen in eine Welt in der es nur diese wunderbare neue und doch so alte Verbindung Mensch und Pferd gibt. .. Eine Welt von der wir am Schreibtisch vielleicht manchmal träumen und die doch so real ist.

Dieses Eins werden mit dem Pferd ganz einfach so. Die Sonnenstrahlen im Gesicht, das Abschnauben des Pferdes, der klingende Hufschlag raus aus dem Dorf und ...hinein in die Natur.

Einfach reiten, langsam spüren wir, wie der Leistungsdruck von uns abfällt, wie der Atem ruhiger und tiefer wird. Unseren Mitreitern geht es genauso, wenig wird gesprochen. Hier und da ein freundliches Wort und einfach das Dasein spüren….

So kann der Start zum großen Ritt aussehen, mit gründlicher Planung und fachkundiger Führung. Die Tagesetappe ist unserem reiterlichen Kenntnisstand angepasst und zur rechten Zeit wird an einem wunderbaren Platz inmitten der Natur von unserem immer freundlichen Troßfahrer ein herrliches Picknik gezaubert. Alle großen Gepäckstücke sind schon sicher zum Tagesziel transportiert. Die weitere Strecke bewältigen wir gestärkt und vergnügt mit

Pferden denen die Freßpause im Schatten mit frischem Wasser und Fliegendecke sicher auch gut getan hat. So langsam gewöhnen wir uns wieder an den gleichmäßigen Takt unseres Pferdes und genießen die lange Trabstrecke durch den Wald mit anschließendem grandiosen Ausblick auf ferne Höhenzüge. Einige interessante und humorvolle Erklärungen der Rittführung ergänzen unsere Kenntnisse in Heimatkunde und Pferdewissen. Es ist noch lange nicht dunkel, als wir an diesem wunderbaren ersten Reittag am Ziel eintreffen. Wieder hat der Troßfahrer für perfekt aufgebaute große Paddocks gesorgt. Das gewohnte Kraftfutter steht bereit und falls sich die anrückende dicke Wolke doch über unseren Häuptern ausgießen sollte, steht den Vierbeinern ein geräumiger Offenstall zur Verfügung. Wir Reiter haben einen extra Raum für unsere gesamte Ausrüstung zu Verfügung gestellt bekommen. Und nach einer ausgiebigen Dusche im gepflegten Zimmer unserer Unterkunft sitzen wir bei Livemusik auf fellbezogenen Bänken in der großen Gästescheune

und lassen uns die Köstlichkeiten vom Schwenkgrill schmecken. Bei trockenem Rotwein und kühlem Bier werden noch so manche Reitergeschichten erzählt, bis wir ins frisch duftende Bettzeug sinken und vom kommenden Reittag träumen.

 

So oder ähnlich könnte es sein, wenn wir uns für einen gut organisierten Wanderritt unter professioneller Führung entscheiden.

So etwas kann man natürlich auch erst einmal als Tagesritt ausprobieren.

Falls wir testen wollen, wie reitfit wir wirklich sind.

Auch einen mehrstündigen Ausritt können wir mit ein wenig Hilfe so oder ähnlich gestalten. Anfangen sollten wir mit der sonst üblichen Reitzeit. Denn es passiert ganz schnell, dass man sich überschätzt und ein längerer Ritt sollte doch einfach schön und nur ganz wenig anstrengend sein.

Auch die schon erprobte und bewährte Ausrüstung sollten wir zum langen Ritt beibehalten. Das gilt bei den Reitern speziell für das „drunter“ und auch Reithosen oder Regenbegleitung sollten wir immer erst auf der Hausstrecke testen. Eine scheuernde Naht oder drückende Schuhe können einen Wanderritt zur Tortour machen. Was für uns Menschen gilt, ist natürlich auch für unseren Vierbeiner wichtig. Den neuen Sattel oder auch nur die Unterlage auf gar keinen Fall zum ersten mal bei einem Wanderritt auflegen. Bis wir am Abend merken, dass ein Teil davon unserem Pferd nicht passt, ist es schon zu spät. Denn nach dem Ritt ist auch immer vor dem Ritt. Es ist auch nicht nötig, sich eine neue Wanderreitausrüstung zu kaufen, nur weil einmal im Jahr ein drei Tage Ritt geplant ist. Allerdings sollten wir schon überlegen, ob z. B. die

dünne und schicke Satteldecke auf dem Pferderücken wirklich für einen Mehrstundenritt geeignet ist. Wieder heißt es hier: Erst zu Hause testen und nur bewährtes auf einen langen Ritt mitnehmen. Auch das „Drumherum“ will geübt sein. Falls wir zu Hause lieber mit einer Aufsteighilfe den Pferderücken erklimmen, sollten wir unser Pferd rechtzeitig daran gewöhnen, dass es in der

Natur auch einmal an einem Holzstoß stehen bleibt. Auch das Anbinden und führen sollten wir mit unserem Pferd gründlich üben. Am besten benutzen wir ein Stallhalfter mit Führseil unter der gewohnten Zäumung. Unser Pferd sollte sich problemlos nur mit Halfter und Seil führen lassen. Das Anbinden während einer Reitpause geschieht am besten an einem oberhalb der Widerristhöhe des größten Pferdes gespannten Seils. Daran befestigen wir das Führseil so, dass unser Pferd zwar fressen aber nicht in das Seil treten kann. Diese Sachen kann man üben. Ebenso verschiedene Anbindeknoten. Denn Sicherheit geht immer vor. Und so gilt auch für den kleinsten Ausritt mit mehreren Mitreitern:

Der schwächste Reiter bestimmt das Tempo. Eine Truppe von Wanderreitern sollte sich also im Vorfeld einig sein, mit wem und in welchem Tempo vorzugsweise geritten wird. Wenn Pferde aus verschiedenen Haltungen zusammen auf Tour gehen sollen, macht es immer Sinn, einen oder gar zwei Tage vor der großen Tour zusammen kleinere Ritte zu unternehmen

um festzustellen welche Pferde und auch Menschen miteinander „können“ oder nicht. Pferde die sich nicht kennen, dürfen auf keinen Fall während eines Wanderrittes zusammen auf eine Wiese, oder gar in einen gemeinsamen Paddock. Die Verletzungsgefahr ist hier einfach zu hoch. 

Werden Pferde aus einer gemeinsamen Herdenhaltung geritten, ist es ganz wichtig zu wissen, welche soziale Stellung das jeweilige Pferd innerhalb der Herde hat. Auf diese Weise können Rangordnungsstreitereien während des Rittes fast ausgeschlossen werden. Ein ganz wichtiger Punkt für die Rittplanung sind die Hufe der Pferde. Es ist sicherlich möglich eine Tour für Barhufer zusammen zu stellen. Allerdings ist hier ganz entscheidend, für Barhuf Pferde weiche Wege zu benutzen. Bei mehreren Tagen auf hartem Boden werden sich die meisten Barhuf Pferde nicht mehr wohl fühlen. Bei beschlagenen Pferden, oder mit anderem Hufschutz vesehenen Pferden können wir auch einmal auf befestigte Wege ausweichen. Das ist in der Vorplanung unbedingt zu bedenken.

Für die Planung unseres Wanderrittes haben wir heute ganz andere Möglichkeiten, als noch vor wenigen Jahrzehnten. Ein Mausklick und die Wanderreitstationen der jeweiligen Gegend liegen uns vor. (Beispiel:

Vogelsberg – Hessen: www.reitstationen.de)

Wer sich für die Vorplanung mit Hilfe von Internet entscheidet, findet u. a. über die Touristikinfo der jeweiligen Gegend viele Anbieter.

Die moderne Technik ist sicherlich auch für eine Rittplanung eine Große Hilfe.

Es gibt mittlerweile Insider, die sich ihre Tour mit Hilfe von „GPS-Punkten“ zusammen stellen.

Dies alles ersetzt aber niemals das Gespräch mit dem jeweiligen Anbieter.

Falls es möglich ist, sollten wir uns nach Terminabsprache einmal persönlich unsere Quartiere ansehen und zwar unabhängig davon ob wir im Hotel, oder im Heu übernachten wollen. Meistens steckt auch bei der Quartierentscheidung der Teufel im Detail. Gibt es hier die Superübernachtung für Reiter, ist vielleicht die schöne Pferdewiese mit Stacheldraht eingezäunt. Sehr gut bei der Streckenplanung erweist sich oft die „interne kleine Pferdewelt“ denn wirkliche Pferdemenschen gibt es noch und es gibt sie bestimmt auch dort wohin wir reiten wollen. Da reicht es dann schon mal am Telefon zu sagen: ich hab’ ihren Namen von dem …., sie wissen schon, der mit den zwei großen Braunen..

Und wenn wir dann wirklich Glück haben, ist es das absolute Traumquartier.

 

Ich wünsche jetzt jedenfalls viel Spaß beim vorbereiten und halte es mit einem ganz bekannten Wanderreiter früherer Zeiten:“ Lasst mich nur in meinem Sattel gelten, bleibt in euren Hütten, euren Zelten und ich reite froh in alle Ferne, über meiner Mütze nur die Sterne“. (Goethe)

Guten Ritt wünscht euch Henny Waltinger von Nickis Hof

 

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Kommentare: 3
  • #1

    Kai (Dienstag, 27 Juli 2010 13:04)

    Toller Artikel ;-))

  • #2

    Valerie (Dienstag, 04 Oktober 2011 20:13)

    Da kann ich mich nur anschließen und die Bilder sind auch sehr sehr schön geworden :-)

  • #3

    Heidi Schäfer (Sonntag, 29 April 2018 06:56)

    Ein sehr interessanter Bericht. Man kann aus dem Text die Liebe der Verfasserin zum Pferd spüren. Viel Spaß und Freude beim Planen, Vorbereiten und Durchflühren mehrtägiger Wandertouren mit Pferd.